Haus in Hohenhagen
Hagen
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2017

Bauherr:
Privat

Nutzfläche:
ca. 300 qm

Der private Wohnbau nimmt Bezug auf das historische Erbe von Henry Van de Velde und Peter Behrens – in Nachbarschaft zum Hagener Jugendstil-Gesamtkunstwerk „Hohenhof“ von Karl-Ernst Osthaus. Hier ist ein modernes Wohnhaus entstanden, das Bezüge zum historischen Umfeld herstellt, entwurflich jedoch den Prinzipien der Moderne verpflichtet ist.

Historische Lage

Der bewaldete Hügel im Hagener Stadtteil Eppenhausen beheimatet gleich mehrere Ikonen der modernen Architektur: Den berühmten „Hohenhof“ von Henry van de Velde, die „Villa Cuno“ von Peter Behrens und Jugendstilbauten von Jan Ludovicus Mathieu Lauweriks. Kulturgeschichtlich ist das gesamte Quartier berühmt geworden als „Gartenvorstadt   Hohenhagen“.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand die städtebauliche Idee einer Gartensiedlung auf Betreiben des bekannten Hagener Kunstmäzens Karl-Ernst-Osthaus. Sie ging unter dem Begriff “Gartenvorstadt Hohenhagen” in die Kunst- und Architekturgeschichte ein und war als Künstlerkolonie nach dem Vorbild der Mathildenhöhe in Darmstadt geplant: Hier sollten 16 Villen mit engem Bezug zur Natur und als Kontrapunkt zur Industrielandschaft errichtet werden. Karl-Ernst Osthaus verpflichtete um die Jahrhundertwende namhafte Architekten wie Henry van de Velde, Peter Behrens oder Jan L.M. Lauweriks. In das zentrale Gebäude „Hohenhof“, geplant von Henry van de Velde, zog Osthaus 1908 selbst ein. Das als Gesamtkunstwerk konzipierte Jugendstilgebäude beherbergte früher Teile der berühmten Folkwang-Sammlung. Bis heute ist der „Hohenhof“ eine Dependance des städtischen Karl-Ernst Osthaus Museums in Hagen. In der näheren Umgebung des „Hohenhofs“, im Quartier am Stirnband und der Goldenen Pforte stehen neben der „Villa Cuno“ noch zwei weitere Bauten von Peter Behrens und die Häuserzeile von Lauweriks. Weitere geplante Villenbauten blieben wegen des Ausbruchs des ersten Weltkrieges unvollendet.

Konzept

Die Planung des privaten Wohnhauses ist die städtebauliche Antwort auf die Quartiersbebauung, die durch die “Villa Cuno” von Peter Behrens im Westen und den “Hohenhof” von Henry van de Velde im Osten maßgeblich geprägt wurde. Ziel war, den historischen Bebauungsbestand zu ergänzen und das Gebäude harmonisch in das gesamte Ensemble einzufügen.
Als konsequent modern gestalteter Wohnbau schafft das Haus dezente Bezüge zur historischen Gesamtsituation an der Goldenen Pforte ohne historisierende Details. Von Anfang an wurde der Neubau in enger Abstimmung mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und dem Fachamt für Denkmalpflege geplant und soll als Vorbild für sämtliche weiteren Baumaßnahmen im Quartier dienen.

Erschließung, Details und Materialien

Das aktuelle Wohngebäude wurde als Einfamilienhaus für ein Paar mit Kunst-, Design- und Fotografiesammlung realisiert. Der L-förmige Grundriss des Wohnhauses öffnet sich mit einer großzügigen transparenten Abwicklung der Fensterfronten sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss zum südlich gelegenen Garten mit Blick auf die „Villa Cuno“. Zur Straße hin erscheint der Bau zurückhaltend mit einer geschlossenen wirkenden Fassade aus Klinker und Holzlamellen. Kalkulierte Durchblicke wie der Luft- und Treppenraum zur Straße, Eckfenster mit Blick auf den Hohenhof setzen klare Sichtbezüge und -achsen zu den berühmten denkmalgeschützten Bauten im Westen und Osten.

Die Form des Gebäudekörpers ist reduziert und zeichnet sich durch qualitativ sehr hochwertige und genaue Details aus. Auch die Farben nehmen Bezug auf das Umfeld: Sand- und Grautöne wie der im „Hohenhof“ verwendete blaugraue Kalkstein bzw. Basalt prägen die Bebauung an der Goldenen Pforte. Der für die Fassade des Neubaus verwendete weiß geschlämmte Wasserstrichklinker nimmt die beige-graue Farbigkeit auf. Der Eingang aus silbergrau lasierten vertikalen Holzlamellen betont den Zugang zum Haus. Visuell von der Straße abgetrennt wird der Eingangsbereich durch ein Gartentor aus Stahlplatten.
Der Raumplan ist konzipiert für ein Paar, das unterschiedliche Bedürfnisse auf zwei Ebenen vereinen möchte: Neben großzügigen offen gestalteten Wohn-, Ess- und Küchenräumen sollten Rückzugsbereiche zum Arbeiten und Schlafen sowie genug Platz für die umfangreiche Kunst-, Design- und Fotosammlung der Bauherren geschaffen werden. Transparenz, Achsen und Blickbezüge verbinden die unterschiedlichen Baukörper des Hauses über die zwei Etagen hinweg. Passgenaue Einbauten aus Eiche strukturieren den Eingangsbereich und die Treppe, trennen diese vom Wohnzimmer ab und schaffen einen warmen Kontrast zur kühlen Transparenz.
Garage und Wirtschaftsgebäude sind durch den verglasten Zugang von der Küche aus erreichbar; der dadurch entstandene mit Kies bestreute Innenhof bietet zugleich Raum für interessante Ausblicke. Kunstwerke wie Streetart-Gemälde und eine Neonskulptur schaffen Blickbezüge von draußen nach drinnen und umgekehrt.

Garten

Das Haus an der Goldenen Pforte wurde in den bestehenden wertvollen alten Baumbestand aus Goldahorn, Schwarzkiefer und Hartriegel eingefügt. Durch die transparente Gestaltung verschmilzt der Garten mit den Elementen der Geometrie, so dass eine Verzahnung von Architektur und Natur, von Innen- und Außenraum entsteht. Blickbeziehungen zu den Nachbarn und zur Straße sind durch den Bestand und Neupflanzungen von Bäumen, Buchen- und Eibenhecken bewusst eingeschränkt.
Die Blickachsen aus dem Haus heraus unterstreichen die Bezüge zu den umgebenden Baudenkmälern, die künftig noch aufgewertet werden. Für die Internationale Gartenausstellung 2027 soll der Garten des „Hohenhofs“, zu Beginn des 20. Jahrhunderts geplant von Gartenarchitekt Leberecht Migge, wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt werden.

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